Jede Menge Lesestoff
und ja, ich habe fast alle diese Bücher gelesen.
Einige stehen als Bücher im Haus, andere sind auf dem Tolino zu finden, da wir sonst aus allen Nähten platzen würden.
Die eierlegende Wollmilchsau gibt es nicht bei der Hundeerziehung und jeder, der mir sagt, dass es nur so oder so geht, macht mich skeptisch. Denn jeder Hund ist anders und braucht eine andere Herangehensweise.
Kelly, meine Hündin aus dem Tierschutz, benötigte viel Sicherheit am Anfang. Alltagsgeräusche, das Leben hier mit uns oder auch draußen beim Spaziergang und ganz besonders Menschen. In den ersten Monaten haben wir in erster Linie an Bindung gearbeitet, denn die hatte sie zu Menschen so gar nicht. Klare Regeln gab es natürlich auch, denn auch das schafft Sicherheit und Vertrauen. Dazu kam ihre Nervosität, die auf den Magen schlug. Drei Monate, in denen ich den Einkochtopf mit Wurzeln und wenig Fleisch gefüllt hab.
In „freier Wildbahn“ ist sie inzwischen sehr souverän und sicher – nur wenn Menschen kommen, dann… die findet sie immer noch doof. Andere Hunde mag sie, doch sie kann andere Hunde auch gut lesen und weiß, ob ein Hund zum Spielen aufgelegt ist oder wir ihm besser aus dem Weg gehen. Selbst wenn sie mit dem Hund bereits gespielt hat und den Hund kennt, weiß sie doch, wann es besser ist, dem Hund nicht „Guten Tag“ zu sagen.
Kelly sagt: „Menschen mit Hund können nicht so schlecht sein, doch zu nahe sollen sie mir bitte auch nicht kommen. Menschen ohne Hund sind ganz doof. Jogger sind mit sich selbst beschäftigt, die halten nicht an und wollen mir auch nicht nahe kommen, was ich toll finde.“
Kelly hat eine enge Bindung an meinen Sohn und an mich. Einen Freund von mir akzeptiert sie – wir sind Sonntags am Anfang oft spazieren gegangen. Ihre Trainerin ist, außer uns, der einzige Mensch, auf den sie zustürmt und sich wie wahnsinnig freut. Sie hat inzwischen bereits 3 x Besuch überstanden im Haus, ohne dass sie die Flucht ergriffen hat. So ein Hund wie Kelly braucht auf jeden Fall keinen Schlüsselbund, keine Wasserflaschen und auch keinen Clicker, da das Geräusch sie erschreckt.
Ab morgen kommt dann die Lucy dazu und ich hoffe, dass der Name nicht Programm ist. Lucy hat Angst vor großen Hunden und Kellys bester Freund ist nun einmal sehr groß und wohnt direkt nebenan. Lucy ist ganz normal aufgewachsen in einem Reihenhaus, in einer Siedlung – sie kennt und liebt Menschen und Kinder und hat keine Angst vor gelben Säcken und Mülltonnen. Sie ist ein Jagdhund und ich muss schauen, wie viel Jagdtrieb drin steckt.
Hundeschule hat sie nicht besucht, Welpenschule ist sie wohl kurz gewesen. Autofahren ist bei ihr ein Problem, das hatte Kelly am Anfang ebenfalls. Heute springt sie freudig ins Auto – heute hat sie ein wenig gezögert, weil ich neue Schonsitze für’s Auto gekauft habe. Doch nach einem kurzen Zögern ging es dann ganz schnell. Der Sitz stand auch schon einen Tag hier im Haus und sie konnte ihn beschnuppern.
Lucy hat ein Problem mit dem alleine bleiben. Lucy hat ein Problem mit großen Hunden. Lucy hat ein Problem mit Autofahren. Ja, das kann man über viele Wochen langsam trainieren – doch ist das in der Realität wirklich machbar? Bei Kelly ging es nicht, da ich dringend nach Brandenburg musste. Aber mit der Lösung, sie vorne auf dem Beifahrersitz zu positionieren, ging es dann sehr schnell. Sie hat es mir verziehen, dass ich sie damit überrumpeln musste.
Alleine bleiben hatte Kelly nie ein Problem, da sie froh war, ihre Ruhe zu haben. Lucy hat 2 Wochen, in denen sie es lernen muss – quasi Crashkurs. Aber im Ernst: Wer hat 4 Wochen Urlaub am Stück, um einen Hund ganz langsam daran zu gewöhnen? Wir haben den Vorteil, dass danach noch ein paar Feiertage kommen und auch die Semesterferien beginnen. Sie wird also nie lange alleine sein, doch ansonsten muss sie da durch.
Bei Lucy werden wir auch Kennel einführen, weil sie, wenn sie alleine ist, Sachen zerstört. Dazu hat sie gerade wohl wieder ein Problem mit dem Stubenrein bleiben – sie ist im Juni ein Jahr geworden und war gerade das 2. Mal läufig. Außerdem will ich beide Hunde nicht zusammen lassen ohne Schutz, wenn ich nicht im Haus bin.
Also viele Bücher gelesen, auch über Mehrhundehaltung – sehr viele Widersprüche, doch auch einige brauchbare Anregungen. Ich sehe nichts als gegeben, sondern schaue, was ich damit erreichen kann – wenn nicht, dann probieren wir nach einer Weile auch etwas anderes.
Im Haus finden Sie folgende Bücher:
auf dem Tolino:
Angst bei Hunden von Martin Rütter
Mein Hundewissen von Günther Bloch
Angeleint von Katharina von der Leyen
Trau nie einem Fremden! von Patricia B. Macconnel
Eins, zwei drei… ganz viele von Anne Rosengrün
Wege zur Freundschaft und Alltagswege zur Freundschaft von Ulli Reichmann
Was fühlt mein Hund? Was denkt mein Hund? von Nina Ruge
Das geheime Band zwischen Mensch und Natur von Peter Wohlleben
Dogwalk von Ursula Löckenhoff
Dog Team von Ursula Löckenhoff
Durch das Labyrinth der Hundepädagogik – Band 1-3 von Henry J. Frost
Was ist Hundetherapie? Was ist Hundeerziehung? von Henry J. Frost
Die Zweite Chance von Inga Böhm-Reithmeier
Als Bücher:
Ulli Reichmann: Wege zur Freundschaft Das neue Buch „Wege zur Freundschaft – das Praxisbuch“ ist bestellt und kommt beim nächsten Besuch mit.
Weitere kommende Bücher (ich muss erst noch lesen):
Hunde erziehen, Der Problemlöser von Ziemer, Ziemer-Falke
Ein Herz und eine Pfote, die 12-Wochen-Ausbildung von André Henkelmann
Rezensionen folgen, wenn ich denn mal so weit komme 😉 Vorweg kann ich aber sagen, dass ich den Ansatz des „Ulli Weges“ sehr gut finde. Die Bücher von Ursula Löckenhoff waren ebenfalls hilfreich. Die Zweite Chance sollte man unbedingt lesen, bevor meinen einen Second Hand Hund ins Haus holt 🙂 Bei Bloch bin ich noch dabei, die Hälfte hab ich in etwa geschafft – und in Vielem stimme ich ihm zu, liegt aber vielleicht auch daran, dass ich auch schon älter bin und mit Hunden aufgewachsen. Die Tipps habe ich mit Lesezeichen versehen und werde sie in der Praxis testen, da einige von ihnen mir unbekannt waren, z. B. das Leinentraining. Ich habe nun 2 Tage mit Kelly das Hin- und Herlaufen gemacht, ohne sie dabei zu beachten, mit der einminütigen Pause – na ja, besser leinenführig ist sie noch nicht nach 2 Tagen, doch dafür klappen alle anderen Dinge bei ihr seither viel besser 😉 In meinem Urlaub werde ich das intensiv durchführen, dann habe ich Lucy noch dabei. Kelly ist insgesamt kein Hund, der wirklich zieht. Bei Lucy sieht die Welt anders aus, die ist mit Flexileine gelaufen… So was gibt es bei mir nicht.