Ende Januar zog sie bei uns ein – sie kommt aus Belarus und war da ca. ein Jahr alt. Warum ein Hund aus dem Tierschutz? In den umliegenden Tierheimen war leider nicht viel und das, was da war, traf es nicht.

Kelly habe ich auf Fotos im Dezember das erste Mal gesehen und fand sie toll, war allerdings zu dem Zeitpunkt noch nicht wirklich überzeugt und hatte privat noch einen Berg zu überwinden. Doch ich behielt sie im Auge und als ich am 15.01. endlich meine privaten Angelegenheiten grob geregelt hatte, griff ich sofort zum Telefon. Ich erfuhr, dass sie Ende Januar auf dem Transport ist und bekam Rückmeldung, als sie eintraf.

Auch da war ich noch völlig offen für alles, was mit dem Transport gekommen ist – hab sie mir allerdings als erstes angeschaut. Ängstlich und zusammengekauert lag sie dort, doch die Chemie stimmte. Nach 20 Minuten war es so weit, dass ich sie anleinen konnte und einen kleinen Gang mit ihr gemacht habe. Aus meinem eigenen Leben weiß ich, was Angst und Panik ist – doch auch, dass man es überwinden kann.

Alltag kannte sie gar nicht, alle Geräusche machten ihr Angst und Menschen erst Recht. Auch andere Hunde im ersten Moment, doch wenn sie sie kennt, dann ist der Drops gelutscht und sie spielt für ihr Leben gerne.

Am Anfang musste ich sie mit Halsband und Geschirr sichern, weil immer wieder Panik – doch schon nach einer Woche legte es sich langsam. Jede Mülltonne war ein Problem, auch ein Auto, das am Tag davor noch nicht dort gestanden hat. Menschen und mich mit ihnen unterhalten – puh, anstrengend.

Nach ein paar Wochen war es so weit, dass sie stabil war und ich eine Trainerin ins Haus holte, um die nächsten Schritte zu besprechen. Inzwischen liebt sie ihre Trainerin heiß und innig und wir hatten nur eine Einzelstunde, danach ging es sofort in die Gruppe, weil sie es braucht – den Kontakt zu anderen Hunden und zu Menschen.

Ich wusste nicht, wie anstrengend es sein würde – aber die Mühe lohnt sich. Ein Hund, der keinen Bezug zu Menschen hat – doch zu uns hat sie ihn schnell entwickelt. Inzwischen ist sie am liebsten immer in meiner Nähe. Dazu Angst und Panik vor allem… Aber auch da haben wir Wege gefunden, sie ist inzwischen reichlich mutig geworden und lebendig.

Sie hat einen überaus empfindlichen Magen, drei Monate habe ich selbst für sie gekocht, reichlich Karotten. Aber dann war auch das vorbei.

Sie macht viele Sachen ganz toll und ist inzwischen auch sehr lebendig. Das Problem Menschen haben wir noch nicht gelöst, doch sie braucht nicht mehr so viel Abstand. Unser Nachbar darf sie inzwischen mit Keksen füttern, sie spielt gerne mit seinem Hund. Sie liebt ihre Trainerin und alle Hunde / Menschen in der Hundeschule sind nichts mehr, was ihr Angst macht. In erster Linie sind es Menschen ohne Hund 😉

Seit ein paar Wochen haben wir Bauarbeiten hier in der Siedlung – Glasfaserverlegung und immer wieder neu buddeln, weil hier und da eine Leitung getroffen wurde oder nicht wieder richtig verbunden wurde. Sie nimmt es gelassen, nur an den Menschen vorbei ist weiterhin ein wenig Stress.

Unser Leben verläuft ruhig und das tut ihr gut. Weiterhin sind wir viel in der freien Natur unterwegs und meiden Ballungsräume. Ich bin schon seit einiger Zeit auf der Suche nach einem 2. Hund, der mehr Sicherheit hat und ihr helfen kann, wenn es schwierig wird.

Der Zufall hat uns geholfen – als ich im Krankenhaus lag, kamen Rettungssanitäter und holten meine Bettnachbarin ab. Der Sanitäter fragte die Frau, die er von der Hundeschule kannte, ob sie noch jemanden wisse, der seinen Hund übernehmen könne. Sie wusste niemanden, doch ich hab sofort Interesse bekundet. Gestern haben wir dann Lucy kennengelernt und Kelly fand es dort in Haus und Garten gruselig – zu viele Menschen. Auch den Spaziergang dort in der Siedlung konnte sie nicht wirklich genießen. Aber ich durfte beide Hunde einpacken und mit den Hunden ins Moor fahren und siehe da – es klappt super mit den beiden.

Würde ich mich noch einmal für einen Hund aus dem Tierschutz entscheiden – schwere Frage. Kelly ist super, doch ihre Angst ist tatsächlich manchmal ein Problem. Ich möchte sie nie mehr missen, doch es steckt weiterhin eine Menge Arbeit darin, diese Angst in geregelte Bahnen zu bekommen. 

Mit Lucy kommt Leben in die Bude – beide können voneinander profitieren. Kelly von dem Leben und Lucy von der Ruhe. Lucy kann schlecht alleine bleiben, Kelly hat damit so gar kein Problem. Wie es mit beiden zusammen funktioniert ist dann zu testen. Mein Vorteil ist, dass ich nicht gleich aufbrechen muss nach einem abenteuerlichen Spaziergang und die Hunde zur Ruhe kommen können, bis ich das Haus verlasse. 

Ich habe mir im Vorfeld viele Gedanken gemacht, wie es sein wird mit einer TS-Hündin. Nicht jeder Hund ist gleich – doch man sollte die Probleme nicht unterschätzen, die sich auftun. Zum Glück brauche ich keinen Hund, der mich in ein Restaurant begleitet oder zum Einkaufen – Kelly darf in Ruhe Zuhause bleiben, statt sich dem Stress auszusetzen. Ich habe aber auch vorher schon keinen meiner Hunde mit ins Restaurant genommen.  Ein paar Probleme hatte ich nicht auf dem Schirm – z. B. der Durchfall, der stressbedingt war. Sie ist nun einmal sehr sensibel.

Lucy schmiegte sich gestern auch gleich an bei mir – Hunde haben scheinbar einen 7. Sinn und wissen ganz genau, was passiert. Kelly hängt sehr an uns und sie macht die meisten Sachen einfach super gut. Lucy ist 6 Monate jünger und muss noch ganz viel lernen. Sie kann zwar die Grundkommandos, doch sie entscheidet sehr viel selbstständig. und ist ein wenig überdreht und fordert Bespaßung. Freilauf kennt sie noch gar nicht und das sie eine Mischung sein soll aus Bracke und Deutsch Drahthaar weiß ich nicht, ob ich sie jemals freilaufen lassen kann. Versuchen werde ich es natürlich, ansonsten bleibt sie an der langen Schleppleine. 

Mit Kelly brauche ich keinen Zaun um mein Grundstück – Lucy wird da anders sein, auch daran muss ich arbeiten oder einen Zaun bauen. Ich muss Trainings mit Lucy einführen und darf Kelly dabei nicht vernachlässigen – doch dafür gibt es auch Lösungen, z. B. Mattes nimmt Kelly mit auf die Weide, am Besten ist Fiete dann auch da und ich trainiere in der Zeit mit Lucy. 

Viel Arbeit… aber Spaß macht es auch. Damit heißt es wahrscheinlich bald Kelly & Lucy oder Black and white 😉

Der 1. Tag – eigentlich hatte ich einen Platz im Arbeitszimmer ausgewählt, doch bis dahin sollte es noch ein paar Tage dauern, denn sie brauchte den Schutz von 3 Wänden.

Langsam genießt sie die Schmuseeinheiten…

ein ganz seltenes Bild…

Ein kleines Video von einem unserer Spaziergänge:

tuj6bU3WR5eJjIaOQmcC5A

Kelly und Lucy – erstes Kennenlernen

Nun ist es nur noch eine Woche hin, dass Lucy einziehen wird. Ich habe dann ein paar Tage Urlaub und nehme beide Hunde mit ins Ferienhaus, denn da habe ich einen Zaun. Zusammen buddeln klappt gut, auch das nebeneinander laufen. Die erste Begegnung im Haus war dann ein wenig kritischer, denn Kelly lag auf dem Sofa und dort durfte sich Lucy nicht nähern.

Inzwischen sind wir so weit, dass ich es moderiere. Beide kommen auf ihren Platz und dürfen dann einzeln auf’s Sofa. Kelly neben mir und Lucy zu meinen Füßen.

Leider sind mir einige Wochen verloren gegangen, weil ich krank war. Nun habe ich wieder ein wenig Zeit mit Lucy und Kelly verbracht und kenne auch schon die eine oder andere Baustelle von Lucy – auch, dass sie nach vorne geht, wenn sie sich fürchtet. Bei Kelly ist es das Gegenteil, sie ist dann auf der Flucht.

Erfolg können wir auch vermelden – Kelly ist schon 3 x nicht geflüchtet, wenn Besuch ins Haus kam. Sie hat die Arbeiten im Garten gut überlebt, auch Menschen und Maschinen. Hardcore waren dann die Tage, an denen wir neue Fenster bekommen haben – doch auch das ist überstanden und wir haben, zusammen mit den Mitarbeitern der Fensterbaufirma, dafür gesorgt, dass Kelly immer einen Raum hatte, in dem sie sich aufhalten konnte und der dann von keinem Menschen mehr betreten wurde – die meiste Zeit war ich dabei auch noch ganz in ihrer Nähe.

Lucy – die neue Hündin

Langsam kann ich ein wenig mehr dazu sagen – die beiden verstehen sich, doch spielen ist weiterhin nicht drin. Das war bei den ersten beiden Begegnungen anders. Doch es wird inzwischen toleriert.

Lucy frisst leider fast alles, was sie unterwegs findet – auch wenn sie Mäuse erbeutet, werden diese gefressen.

Das Schnappen wird weniger. Beide Hunde haben Respekt vor dem anderen. Lucy lernt sehr schnell und auch den Kennel hat sie gut angenommen. Sie geht freiwillig am Abend rein und bleibt bis zum morgen drin – meldet sich auch zu Wort, wenn sie muss. Das war ja auch eine Baustelle, die sie mitgebracht hat, dass sie sich nur vor die Tür setzt und nichts sagt, wenn sie nach draußen muss und dann schon mal ihr Pipi in der Wohnung landete. Sie ist früher wach und muss nach draußen – Kelly und ich sind da ehr Langschläfer 😉

Vor ein paar Tagen hat sie noch einen Versuch gestartet, in mein Bett zu kommen – danach war es aber auch gut. Ich hoffe, dass es so bleibt und wir den Kennel irgendwann ganz offen lassen können.

Lucy geht in die Leine bei starkem Wildgeruch und jault – Kelly hat das am Anfang auch gemacht, geht aber heute sehr gelassen damit um. Allerdings ist Lucy eine Mischung aus 2 Jagdhunden – Drahthaar und Bracke.

Wenn Kelly nicht so fürchterliche Angst vor Menschen und Geräuschen hätte (wird besser), dann wäre sie der absolute Familienhund. Sie ist sehr zartfühlend und vorsichtig. Lucy ehr nicht, denn sie dreht dann zu sehr auf. Hier bekommt sie sehr viel Ruhe und ist insgesamt schon eine ganze Menge ausgeglichener geworden.

Gestern auf dem Spaziergang gingen mal wieder 3 Böller hoch – dabei waren wir wirklich abseits der Zivilisation spazieren. Obwohl ich Lucy mit der Maßgabe „panische Angst vor Knallern“ bekommen habe, ist sie nicht einmal zusammen gezuckt. Kelly dagegen war arg in Panik und ich brauchte eine Weile, um sie zum Weitergehen zu bewegen. Zwischendurch hat sie sogar versucht, sich unter einem Strauch einzugraben und nur viel gutes Zureden half, damit sie wieder zum Vorschein kam.

Lucy ist gut über Futter zu motivieren – die Leberwurstkekse fand sie auch toll. Kelly ist weiterhin ein Verweigerer – auch Spielzeug geht bei ihr nicht. Leberwurst ist o.k., doch nur, wenn sie nicht zu aufgeregt ist.

Auch Lucy hält sich gut an Räume und bisher benötige ich im Garten weiterhin keinen Zaun für beide Hunde. Das sorgt für Entspannung. Irgendwann werde ich aber dennoch den Garten einzäunen.

Kelly hat gestern das erste Mal reagiert, als die schwarze Katze in unserem Garten war. Sie saß auf dem Sofa und fing an zu bellen, um die Katze zu verscheuchen. Oh, was war sie aufgeregt – ganz neue Seite an Kelly.

Ein weiter Weg

Nun ist Lucy bereits seit 7 Monaten bei uns. Es gab eine Weile, in der sich die beiden nicht grün waren. Seitdem gibt es einen weiteren Kennel, dieses Mal für Kelly. Im Großen und Ganzen musste ich die Tür nur 2 x schließen, dann war das Thema durch.

Auch Lucy weiß inzwischen sehr genau, was ich nicht mag. Die Regeln des Zusammenlebens lege ich fest und ich schütze auch meine Hunde untereinander, wenn einer zu aufdringlich wird.

Kelly hat sich eine Weile arg vom Jagdtrieb von Lucy anstecken lassen – doch nun läuft alles wieder, wie es soll. Bei Lucy arbeite ich weiterhin an der Impulskontrolle und trotz ihrer großen Baustelle versuche ich, sehe ich Freilauf nicht mehr als völlig unmöglich an. Kontrollierter Freilauf, wenn ich mich vorher absichere, dass kein Wildgeruch in ihren Nasen ist.

Heute früh haben wir den ersten Versuch gestartet und es hat sehr gut funktioniert. Alles im Nahbereich, denn ab einer gewissen Entfernung könnte sie doch zu selbstständig entscheiden.

2 Jahre mit 2 Hunden

Lucy ist wesentlich ruhiger geworden. Kontrolliert geht auch Freilauf. Kelly ist einfach Kelly, Menschen geht sie weiterhin lieber aus dem Weg – wenn sie jemanden aber einmal ins Herz geschlossen hat, dann ist sie kaum zu halten und freut sich wie wahnsinnig.

Es gab viel Aggression bei Lucy während der Scheinschwangerschaft – doch inzwischen ist das gut zu handhaben und sie geht freiwillig, wenn sie merkt, dass es ihr zu viel wird. Sie liebt Suchspiele, auch auf meinen Autoschlüssel ist sie trainiert, findet den Schlüssel und bringt ihn zu mir.

Kelly ist zu so etwas nicht zu motivieren, sie hat ehr die Aufpasserrolle übernommen. Meine russische Wundertüte, welche Gene da wohl noch alles zum Vorschein kommen. Aber inzwischen mag sie auch gerne Futterspiele, lässt sich ein wenig mehr durch Futter motivieren, wenn sie denn will… da entscheidet sie sehr selbstständig, außer Leberwurst – die geht immer.

Lucy frisst nicht mehr alles, was so im Weg liegt. Wenn ich im Homeoffice bin, liegt sie unter dem Schreibtisch und schläft. Kelly ist derweil oben bei meinem Sohn und nimmt an den Vorlesungen der Uni teil. Perfekt 🙂

Die beiden Hunde sind zu unterschiedlich, die Interessenlage ist völlig anders. Aber damit haben wir gelernt zu leben. Auf den Spaziergängen ist es einfach, es sei denn, es begegnen uns andere Hunde. Kelly geht dann in die Beschützerrolle, Lucy hat ehr ein Problem mit anderen Hunden. Einzeln sind Begegnungen kein Problem, aber als dynamisches Duo…

Wir treffen allerdings auch zu wenig andere Hunde unterwegs, als das wir es gezielt üben könnten. Vielleicht gehe ich das Thema im nächsten Jahr mal gezielt an.